Unterstützung der Demokratischen Republik Aserbaidschan für Bergrepublik
Nach der Gründung der Bergrepublik im Nordkaukasus unterstützte die Demokratische Republik Aserbaidschan die Bergvölker finanziell, wirtschaftlich und diplomatisch. Obwohl sich die Demokratische Republik Aserbaidschan selber in den Jahren 1918-1919 in der schwierigen Lage befand, stellte sie der Bergrepublik finanzielle Hilfe in Höhe von 50 Millionen Manat zur Verfügung. Die Zahl betrug ein Achtel des Staatshaushalts der DRA fürs Jahr 1919. Politische, wirtschaftliche und sittliche Beziehungen aserbaidschanischen Volkes mit den Bergvölkern im Nordkaukasus gingen auf Jahrhunderte zurück. Diese Beziehungen verankerten noch bei den Kämpfen um Abhängigkeit in Jahren 1917-1920 und wurden vielseitiger. Mit Respekt beobachteten führende aserbaidschanische Intellektuelle und politisch-soziale Persönlichkeiten den Freiheitskampf kaukasischer Völker und unterstützten sie mit allen möglichen Mitteln. Nach der Gründung der DRA und Bergrepublik nahm die finanzielle, wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung Aserbaidschans für Bergvölker einen dauernden und systematischen Charakter an. Auf vielseitige Beziehungen zwischen der DRA und Bergrepublik wurde in den Monographien und akademischen Publikationen zu dem Freiheitskampf der Bergvölker und auch der Auslandspolitik der DRA teilweise eingegangen. Trotzdem kann davon keine Rede sein, daß die gegenseitigen Beziehungen bisher vollkommen erforscht wurden. In diesem Beitrag wollen wir den Lesern die wichtigsten Details gegenseitiger Beziehungen zwischen DRA und der Bergrepublik erläutern. Nach der Oktoberrevolution 1917 begannen die Sowjets, Terekkosaken und Nationalrat der Bergvölker den Kampf um die Macht. Ende Oktober wurde die Petersburger-Revolution in Dagestan getadelt und beschlossen, gemeinsam mit Bergvölkern die Republik Terek-Dagestan ins Leben zu rufen. Vertreter dieser Völker richteten in Wladikawkas eine Sitzung aus. Am 2.Dezember wurde die Deklaration zur Gründung von der Berg-Union verabschiedet. Unter der Führung von Raschid Khan Qaplanov wurde die temporäre Republik ausgerufen. M, Karaulov wurde zum Stellvertreter des Regierungsleiters ernannt. General X, Talischchanov und Befehlshaber der „Wilden Division" Polevtsev wurden zu dem Militärkommissar und dem Oberbefehlshaber der terekisch-dagestanischen Einheiten genannt. Bolschewistische Propaganda und Gewaltausübung der von der kaukasischen Front zurückgekehrten russischen Soldaten an der Bevölkerung lösten indes ethnische Zusammenstöße aus. Unter Einfluss der Bolschewiki wurde M, Karaulov durch russische Soldaten erschossen. Dieses Ereignis führte noch zu den weiteren blutigen Zusammenstößen. Mit militärischer Unterstützung der Bolschewiki ergriffen die Sowjets Anfang 1918 die Macht in Grosny und Wladikawkas. Am 17.Mai wurde dann in Pjatigorsk Rat von Volkskommissaren von Terek gegründet.
In letzter Zeit waren auch islamistische Kräfte unter der Führung von Nedschmeddin Bej Qotsinskij und Uzun Hadschi in Dagestan aktiver geworden. Die Stadt Machatschkala wurde von den Bolschewiki befreit. Führer des Militärischen Revolutionsrates Bujnakskij flüchtete nach Astrachan und bat russische Bolschewiki, militärische Kräfte nach Dagestan zu schicken. Als Imam von Muslimen aus Dagestan und ganz Nordkaukasus gründete Qotsinskij seine Regierung. Um dem Genozid durch Armenier und Bolschewiki an Aserbaidschanern ein Ende zu setzen, startete er Anfang April den militärischen Einmarsch in Baku. Unter Teilnahme vom Dagestaner Kavallerieregiment wurden die armenisch-bolschewistischen Truppen vor der Stadt Chatschmas zurückgeschlagen. Unter dem Kommando von Qotsinskij gelangen die Dagestaner Freiwilligen am 10.April in die durch den Bakuer Sowjet errichtete Chirdalan-Biledscheri-Schutzzone. Da sie aber eine Nachricht zum Einmarsch der Bolschewiki in Petrowsk auf dem Meeresweg erhielten, mussten sie nach Dagestan zurückkehren. Die Republik Terek-Terek war in dieser Zeit in die Lähmung geraten und beendete daher ihre Aktivität. Um gemeinsam mit dem Kaukasischen Sejm zu wirken und die Regierungsstrukturen aufzubauen, in denen der ganze Kaukasus vertreten werden könnte, kamen die Führer der Nationalen Kräfte von den Bergvölkern in Tiflis zusammen. Abgeordnete der muslimischen Fraktion im Sejm stimmten im März 1918 dem Antrag der Bergvölker auf den Beitritt zum Südkaukasus-Sejm und den gemeinsamen Kampf gegen bolschewistische Gefahr zu. Da aber die armenischen und georgischen Mitglieder des Sejms gegen diesen Vorschlag waren, blieb er erfolglos. Um die gegenseitigen Beziehungen mit den Vertretern aus dem Nordkaukasus aufzubauen, gründeten Angehörige der muslimischen Fraktion daher eine Sonderkommission. Fatali Khan Choiski, Nasib Bey Yusifbeyli, Aslan Bey Sefikürdski, Mohammed Qasi Dibirov, Hajdar Bammatov und Abdül Medschid Dschermojev gehörten dieser Fraktion an. Nämlich dank der Bemühungen von aserbaidschanischen öffentlichen Persönlichkeiten wurde den Vertretern der Bergvölker möglich, an den Friedensgesprächen in Trabon teilzunehmen. Vertreter aus Aserbaidschan und der Bergrepublik schlugen bei Gesprächen in Trabzon vor, im Nord- und Südkaukasus einen einzigen unabhängigen Staat zu gründen. Die armenischen und georgischen Delegierten und Vertreter des deutschen Heeres stimmten diesem Vorschlag nicht zu. Sie fürchteten, nach der Gründung eines unabhängigen Staates könnte sich der türkisch-islamisch Einfluss auf dieses Territorium verstärken.
Auf der Sitzung des südkaukasischen Sejms wurde am 13.April 1918 die Lage an der kaukasischen Front besprochen, und dabei wurde Verteidigungsrat von georgischen und armenischen Delegierten ins Leben gerufen und der Krieg gegen das Osmanische Reich erklärt. Sejm stellte seine Tätigkeit für zehn Tage ein. Muslimische Fraktion im Sejm kam an jenem Tag zusammen und bewertete diesen Beschluss als Verstoß gegen die Rechte muslimischer Bevölkerung. Ein anderes Mitglied äußerte sich zwar scharf und schlug vor, aus dem Sejm auszutreten und mit den Vertretern aus dem Nordkaukasus zusammenzukommen und an das Schicksal der muslimischen Bevölkerung zu denken.
Die meisten Fraktionsmitglieder hielten es auch für angebracht, auf die Berichte der an der Konferenz teilnehmenden aserbaidschanischen Vertreter zu hören und sich von den scharfen Schritten zurückzuhalten.
Aber die Vertreter der Bergvölker fuhren erfolglos aus Trabzon nach Istanbul und traten direkt mit osmanischer Regierung in Kontakt. Sie trafen sich vor der Friedenskonferenz von Batumi mit Enver Pascha und baten ihn um Unterstützung. Delegation der Bergvölker verabschiedeten am 11.Mai 1918 Unabhängigkeitserklärung, und damit wurde die Bergrepublik gegründet. Diesbezüglich wurden auch offizielle Mitteilungen an die osmanische Regierung und ihre Verbündeten gesendet. Diese von Abdülmedschid Dschermojev und Hajdar Bammatov unterzeichneten Unterlagen wurden von der Osmanischen Regierung gerne empfangen. Deutsche Delegation ging aber gegen diesen Beschluss vor, daß diese Republik den ganzen Nordkaukasus umfasste. Sie hielt die Beziehungen mit Kuban-Kosaken für wichtiger. Am 24.Mai zog die Regierung der Bergrepublik hiermit nach Gandscha um. Delegation der Bergrepublik unterzeichnete am 8.Juni 1918 den Freundschafts- und Zusammenarbeitsvertrag mit der Osmanischen Regierung. Nach dem Vertrag musste das Osmanische Reich die militärische Unterstützung für Bergrepublik übernehmen und sie vor der äußerlichen Gefahr schützen. Um weitere Details der militärischen Unterstützung von dem Osmanischen Reich zu klären, kamen die Mitglieder der Bergrepublik Kotsev und Dschabagijev mit Yusif Isset Pascha in Tiflis zum Gespräch zusammen. Der erste Außenminister der Bergrepublik Bammatov war aber zu jener Zeit mit einem diplomatischen Auftrag nach Europa gefahren. Auf Anliegen von dem Führer der Bergrepublik Dschermojev schickte der Oberbefehlshaber der Kaukasisch-Islamischen Armee Nuru Pasch im Juni 1918 die militärischen Einheiten nach Dagestan. Unter dem Kommando von Ismajil Haqqi Bej kamen die 74 Offiziere und 577 Soldaten den Freiwilligen zur Hilfe. Diese Freiwilligen kämpften unter dem Kommando von Nuh Bej Tarkovskiy und Dscheferov gegen die Bolschewiki im bergigen Teil Dagestans. Ismajil Haqqi Bej rief am 21.Juni alle Muslime aus dem Nordkaukasus zum entschlossenen Kampf gegen Bolschewiki auf.
Kabil Alijev
Professor für Geschichtswissenschaften
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