Das traurige Schicksal des Erbauers des Bakuer Boulevards

Das traurige Schicksal des Erbauers des Bakuer Boulevards

Memmed Hasan Hadschinskiy war Premierminister und auch Architekt. Angelegt wurde der Bakuer Boulevard selbst von ihm, der später zum Symbol von Baku wurde. Zur Zeit der Demokratischen Aserbaidschanischen Republik bekleidete er hohe Posten wie Außen- und Innenminister.

 Während seines Studiums an der technischen Universität Sankt Petersburg führte Hadschiyev zuweilen Briefwechsel mit Seadet Chanum. Sie war Tochter eines Händlers, der für reiche Menschen Häuser baute und Baumaterialien dafür aus dem Ausland lieferte. Nach dem frühen Tod seiner Frau ließ er bei Auslandreisen seine einzige Tochter öfter bei ihrem Großvater Talib. Nach dem Abschluss seines Studiums 1902 kehrte Hadschinskiy nach Aserbaidschan zurück und heiratete Seadet Chanum.

„Auf Empfehlung von Hadschinskiy wurden 60 000 Rubel für den Bau des Theaters „Olimpia", des Restaurants „Eldorado" und auch des Bakuer Boulevards zur Verfügung gestellt. Die Bauarbeiten für den Bakuer Boulevard wurden nämlich von Hadschinskiy geleitet und erfolgten mit finanzieller Hilfe vom Wohltäter H. S. Tagiyev und sind ca. in zwei Jahren abgeschlossen". (Ein Auszug aus dem Buch „Memmed Hasan Hadschinskiy" von A. Dadaschov)     

Trotz der Untersagung durch zaristische Regierung von 1913 war Hadschinskiy der einzige Aserbaidschaner, der bisher den Bürgermeister-Posten eingnahm. Der Schirvanschah-Palast war damals in einem jämmerlichen Zustand und verdankt seinen Schutz und seine Restaurierung selbst Hadschinskiy. Als ausgebildeter Architekt konnte er außerdem einen großen Beitrag zur Verschönerung von Baku leisten. Daneben auch erweiterte er seine Tätigkeit auf sozialem Gebiet. Nach der Russischen Revolution von 1907 wurde der Ausschuss der muslimischen Organisationen in Baku gegründet, zu dessen Vorsitzenden Hadschinskiy ernannt wurde. Er war außerdem einer der wenigen muslimischen Vertreter in der Duma. Die Ernennung zum Außenminister der 1918 ausgerufenen Aserbaidschanischen Demokratischen Republik war nämlich eine logische Konsequenz seines sozialen Engagements. Seine Tätigkeit setzte er auch zur Zeit der Sowjetunion im Bereich der Volkswirtschaft fort und wurde 1923 zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes der Staatlichen Plankomission im Transkaukasus erwählt.

Hadschinskiy wurde 1930 auf Befehl von Lawrenti Beria verhaftet und in einer Einzelzelle untergebracht. Im Gefängnis wurde er schwerer Folter ausgesetzt. Deswegen konnte er die Briefe von seiner Familie nicht rechtzeitig beantworten. In einem Brief von ihm hieß:

„ Meine armen Kinder, seid höfflich der Mutter gegenüber und kümmert euch um sie! Hier gibt es alles, und bitte schickt mir nichts ins Gefängnis und verkauft das Klavier, um euch Lebensmittel zu verschaffen!"

Und am 8. Februar 1931 erhängte er sich mit einer Bettdecke im Gefängnis. Nämlich an demselben Tag, beim Besuch ihres Mannes im Gefängnis, wurde Seadet Chanum über den Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt. Als sie erfuhr, dass seine Leiche an die Familie nicht übergeben könnte, schickte sie an Ordschonikidze ein Telegramm mit der Bitte, ihr den Abschied von ihrem toten Mann zu ermöglichen.

Allein am nächsten Tag konnte sie sich auf Anweisung von Ordschonikidze von ihrem verstorbenen Mann verabschieden. Auf Befehl von Ordschonikidze wurde der Familie Hadschinki ein geringer monatlicher Zuschuss gewährt, den sie jedoch bis zum Jahr 1940 erhalten konnte. Die Familienangehörigen wurden oft verfolgt und verloren ihre Arbeitsstellen, und kurz danach wurden seine Kinder von der Schule verwiesen. Daher mussten sie nach Europa auswandern. Später schrieb Seadet Chanum an seine in Deutschland lebenden Söhne einen Brief, in dem sie sie zur Heimat zurückzukommen bat. Schamil, einer der Söhne, kehrte hiernach zur Heimat zurück. Der andere Sohn Nuschiravan wollte das gleiche Schicksal wie sein Vater nicht erleiden und deswegen blieb er bis zum Ende seines Lebens im Ausland.        

Elmin NURİ

 

 

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