Flügel der Musik
Am 18.März wird jedes Jahr in Aserbaidschan Tag der Musik gefeiert. An jenem Tag des Jahres 1885 wurden zwei bedeutende Meister, Üsejir Hadschibejli und Muslim Magomaev geboren. Und diese zwei wichtigen Persönlichkeiten legten später den Grundstein für professionelle aserbaidschanische Musik und gründeten nationale Komponistenschule und trugen damit zur Entwicklung der Musikkultur in Aserbaidschan bei. Jubiläum dieser beiden Menschen wird jedes Jahr auf der staatlichen Ebene gefeiert. Es war aber überhaupt ein seltener Fall in der Geschichte der Kunst, daß das Schicksal zweier Menschen einander so ähnlich war.
Das Seminar brachte sie zusammen...
Üsejir Bej wurde in der Stadt Agdschabedi geboren. Vater Abdül Husejn war Schriftführer von Natavan (Tochter von Karabach-Khan) und außerdem war er verantwortlich für ihr Eigentum in Agdschabedi. Er ist in Schuschi zur tatarisch-russischen Schule gegangen und lernte in der Klasse von seinem Onkel Aqalar Bej Aliverdibejov.
Muslims Vater wurde aber in Qach im Dorf Ilisu geboren und zog später nach Wladikawkas und danach nach Grosny um. Muslim wurde in Grosny geboren und ging dort zur Schule.
Beide waren in der Kindheit sehr klug und übrigens aufnahmefähig. Sie beide hatten dazu angeborene Begabung für Musik: Sein Heranwachsen im Musikzentrum Aserbaidschans Schuscha hat Üsejir geholfen, die Begabung zu entfalten. In der Muslims Familie war auch die Musik von besonderer Bedeutung. Als diese beiden 14-Jährigen im Jahre 1889 zum Studium am Lehrerseminar nach Gori (in der Hähe von Tiflis) gekommen waren, wussten sie zwar nicht, daß sie etwa 40 Jahre gemeinsamen Schritt machen würden. Dieses fünfjährige Studium spielte bei der Gestaltung der Welterfahrung von Üsejir und Muslim eine unersetzliche Rolle. Besonders erfuhren sie von der Weltkultur beim Seminar und lernten Alphabet professioneller Musik in den Musikstunden.
Neben den Werken von europäischen Klassikern der Musik lernte Üsejir auch Geige und am Bariton spielen und notierte außerdem aserbaidschanische Volkslieder. Muslim spielte aber schon seit Kindheit Akkordeon und sang übrigens aserbaidschanische Volkslieder. Er interessierte sich darüber hinaus für Geige und Klarinette. Muslim nahm als Geiger an den Konzerten teil und galt schon als Hauptmusiker und Dirigent des Seminarorchesters, indem Üsejir für Musiktheorie am meisten Zeit ließ.
Ali Terqulov, ein Bekannter und Gleichaltriger von ihnen schrieb später in seinen Erinnerungen: „Üsejir, Muslim und andere Freunde von uns hatten nicht immer Möglichkeit, in den Winter- und Frühlingsferien in die Heimat zu gehen. Zu jener Zeit lebten sie im Wohnheim und kamen manchmal für etliche Tage zu mir nach Tiflis. Sie brachten selbstverständlich ihre Geigen mit, und wir verbrachten gemeinsam wunderschöne Zeit. Opernduetten. Trios und andere Stücke ersetzten durch einander. Das schönste, was wir taten, war in die Oper zu gehen. Aufführungen waren sehr erregend, und wir genossen sie. Und dann diskutierten wir lange Zeit verschiedene Opernaufführungen, Arien und Meisterschaft der Schauspieler".
Trennung festigte ihre Freundschaft mehr...
Nach dem Abschluss des Studiums 1904 in Gori trennten sich Üsejir und Muslim vorläufig. Üsejir Bej arbeitete in Dschäbrajil in einer Dorfschule als Lehrer und gab Unterricht in Russisch, Mathematik, Geschichte und Musik. Infolge aber der Ereignisse im Jahre 1905-1907 musste er nach Baku ziehen. Er unterrichtete später im Dorf Bibiheybat und an der Schule „Seadet" und übte ästhetisch-literarische Tätigkeit aus. Er arbeitete auch als Übersetzer bei der Zeitung „Hayat" und der Zeitung „Irschad". Muslim Magomaev war zweifellos einer von denen, die sich über die Erstaufführung der ersten Oper im Orient „Madschnun und Laila" am 12.Januar 1908 am meisten freuten.
Um Musikausbildung zu machen war Üsejir nach Moskau gefahren und kehrte aber bald wegen mangelnder finanzieller Lage nach Baku zurück.
Muslim Bej arbeitete aber erst als Lehrer im Nordkaukasus und anschließend in Lenkeran. Neben seinem pädagogischen Einsatz gründete er auch Chor und Blas- und Streichorchester aus den Schülern. Nach der erfolgreichen Prüfung am Pädagogischen Institut Tiflis war er schon berechtigt, an den städtischen Schulen als Lehrer zu arbeiten. Diese Jahre waren noch Entfaltungszeit von, Üsejir Hadschibejli und Muslim Magomaev. Das Schicksal näherte sie einander mehr. Die Freundschaft aus der Seminarzeit wurde aber zur Verwandtschaft, so daß sie beide später enge Verwandtschaftsbeziehungen mit der Familie Terequlovs knüpften. Üsejir Bej heiratete Malejka Hanum und Müslim Bej aber Badigüldschamal Hanum Terequlov. Auf Empfehlung von Üsejir Bej zog Muslim Bej 1911 nach Baku und arbeitete als Lehrer an der technischen Schule im Bezirk Sabuncu. Er gründete da übrigens einen Chor und Orchester aus den Schülern.
Aber dies alles war nichts anders, als eine Grundlage für ihr gemeinsames fundamentales Schaffen...
Hinreißende Schaffensjahre..
Die 1909-1915er waren die wirksamsten Jahre im Schaffen von Üsejir Bej. Nacheinander schrieb er Librettos der Mugham-Opern „Scheich Senan"(1909), „Rustem und Söhrab"(1910), „Schach Abbas und Churschidbanu"(1912), „Asli und Kerem"(1912), „Harun und Laila" (1915). Er schrieb darüber hinaus Musikstücke auf der Grundlage von Motiven der Volksepen und Erzählungen.
Muslim Magomajev fängt kreative Zusammenarbeit mit Üsejir Bej an. Muslim leitete schon die von Üsejir Bej gegründete Theatergruppe und spielte Geige bei den Opern-Aufführungen. Er dirigierte seit dem Jahr 1912 die Opern „Madschnun und Laila", „Asli und Kerem", „Scheich Senan" und auch musikalische Komödien „O olmasin, bu olsun" und „Arschin mal alan". Neben all dem verfasste er auch im Jahre 1916 sein erstes großes Werk (Schach-Ismajil-Oper), das ihm den größten Ruhm als Dirigent brachte.
Es vergingen Jahre, und sein Enkel und Namensvetter, weltbekannter Sänger Muslim Magomaev sang die Arie zu Aslan Schah aus dieser Oper...
Zu jener Zeit, in der unter dem Druck des Zarismus überall Ignoranz, Aberglaube und Analphabetentum herrschten, war es sehr gefährlich, zwar die Ideologie des nationalen Musiktheaters zu entwickeln. Wenn immer Muslim Bej und Üsejir Bej gemeinsam mit Gleichgesinnten Theateraufführungen vorbereiteten, mussten sie immer mit finanziellen und moralischen Schwierigkeiten kämpfen, so daß sie dabei häufig verfolgt und gedemütigt wurden. Während der Unabhängigkeitsjahre setzten Üsejir Hadschibejli und Muslim Magomaev alle ihre Erfahrungen und Fähigkeiten für Festigung der Nationalstaatlichkeit ein.
Üsejir Bej, als Redakteur bei der Zeitung „Aserbaidschan" und Autor der ersten nationalen Hymne und Muslim Bej, als Musikorganisator taten ihr Bestes...
In ersten Jahren der durch Repressionen gegründeten Sowjetunion standen Üsejir Hadschibejli und Muslim Magomaev beinahe der Gefahr des körperlichen Untergangs gegenüber. Üsejir Bejs Name wurde häufig unter den Volksfeinden genannt. Pankratov mit dem Beinamen „Henker" wollte zwar den Komponisten erschießen, war aber die Gefahr durch Zufall vorbei. Als sein Schwager Henefi Terequlov, der übrigens überzeugter Kommunist war, auf dem Tisch eines Abteilungsleiters des Sicherheitsdienstes die Liste der 59 zu erschießenden Personen, auf der auch Üsejirs Name stand, gesehen hat, ging er direkt zu Nariman Narimanow und benachrichtigte ihn davon. Narimanow ließ die Liste ihm zukommen und empfahl dem Komponisten, für einige Zeit Baku zu verlassen. Aufenthalt seines Bruders Dschejhun Hadschibejli als politischer Flüchtling in Frankreich, der zur Teilnahme an der Pariser Friedenskonferenz dort war, hing gleichzeitig wie Damoklesschwert über seinem Kopf. Er befasste sich in 20-er Jahren meistens mit organisatorischen Angelegenheiten und der Theorie.
Und auch Muslim Magomaevs organisatorische Fähigkeiten ermöglichten ihm, wichtige Posten wie Leiter der Unterlagenabteilung des Kommissariats für Aufklärung und auch Musikleiter in dem Fernsehzentrum der Aserbaidschanischen SSR einzunehmen. Als Leiter des Türkischen Staatlichen Theaters und auch des Aserbaidschanischen Staatlichen Opern- und Balletttheaters könnte er auch seine Aufgaben erfolgreich vollbringen. Als Kenner von Mugham gab er sich für die Vertonung von aserbaidschanischen Volksliedern wirklich viel Mühe. Gemeinsam mit Üsejir Bej gab er im Jahr 1927 die Zeitschrift „Aserbaidschanische und Türkische Volklieder" heraus. Magomaev setzte außerdem über 300 Volkslieder und Tanzmusiken in Töne. Nämlich Muslim Bej setzte Mugham als erster in der aserbaidschanischen Musik in die Töne. Er hat auch den Mugham „Rast" in die Töne gesetzt.
Das schreckliche Jahr 1937. Üsejirs 11 Jahre Einsamkeit
Bis Zum Ende ihres Lebens drohte die Gefahr den beiden Meistern. Als die Repressionen in 30-er Jahren wieder begannen, verstanden sie beide sehr gut, daß die Sicherheit ihres Lebens nicht garantiert war.
Die Uraufführung der Oper „Nargis", die im Schaffen von Muslim einen wichtigen Platz einnahm, fand im Jahre 1935 statt. Selbst für diese Oper wurde er mit „Verdienter Künstler Aserbaidschanischer Republik" ausgezeichnet. Die satirische Musical-Komödie „Chorus Bej", das Ballett „Deli Muchtar" und die Oper „Mehebbet" und auch andere symphonische Werke von dem Komponisten wurden dem Schatz der aserbaidschanischen Musikgeschichte beigefügt.
Am 30.April 1937 verlief die Uraufführung der Oper „Koroglu" von Üsejir Bej sehr erfolgreich. Drei Monate nach der Aufführung, am 23.Juli verlor Üsejir Bej seinen treuen Freund Muslim Magomaev. Üsejir Bej schrieb später darüber: „Muslim Magomaev war tapferer Innovator, ehrlicher Realist und Volkskomponist, der alle Schwierigkeiten, die der Entwicklung der aserbaidschanischen Musik im Weg standen, beseitigen konnte. Bei den zehntägigen Feierlichkeiten zur aserbaidschanischen Kunst in Moskau stießen die Opern „Arschin mal alan" und „Koroglu auf großes Interesse des Publikums.
Nämlich die Liebe des „Vaters aller Völker" Stalin zur Operette „Arschin mal alan", die er schon in Jugendjahren angesehen hatte, rettete den Komponisten aus dieser großen Gefahr. Diese Operette brachte dem Komponisten außerdem großen Ruhm und den Titel „Volksschauspieler der UdSSR. In letzten Jahren seines Lebens konnte er aber leider wegen moralischer Schwierigkeiten die letzte Oper „Firuze" nicht vollenden. Obwohl er sich über die Geburt des Enkels seines Freundes Muslim sehr freute, bekam er aber mit dem Tod des Neugeborenen im Krieg den nächsten Schlag. Mohammed war außerdem Filmzeichner. Moralische Erschütterungen des Komponisten erfolgten am 23.November 1948 mit seinem frühen Tod im Alter von 63 Jahren.
Wir können heute mit Stolz zum Ausdruck bringen, daß Üsejir Hadschibejov in der Geschichte der aserbaidschanischen Musikkultur eine neue Richtung gegründet hat. Muslim Magomaev spielte aber eine unersetzliche Rolle bei der Gestaltung und Bereicherung aserbaidschanischer Musikkultur.
Nariman Abdülrehmanli
ANDERE ARTIKEL
-
Das Buch „Blumengarten“ für Kinder von Musa Yagub wurde veröffentlicht
Das Übersetzungsbüro ADTM hat das Buch „Blumengarten“ herausgegeben, in dem Gedichte des aserbaidschanischen Volksdichters Musa Yagub für Kinder im...