Der Tadsch Mahal von Baku oder ein Palast der Freude

Der Tadsch Mahal von Baku oder ein Palast der Freude

Der bekannte Wohltäter Murtusa Muchtarov wurde 1857 in eine arme Familie im Dorf Amirdschan geboren. Bereits im zarten Knabenalter verdiente er sein Brot als Kutscher sowohl in seiner Heimat als auch in Georgien. Und hiermit wurde er aus eigener Kraft zum viertreichsten Mann in der Stadt. Die Dorfbewohner schätzten auch seine Tatkraft sehr und deswegen unterstützen sie ihn. Ein alter Eigentümer mit dem Nachnamen Martov wollte damals seine Firmen und Werkstätte verkaufen. Leider verfügte aber Muchtarov über keine ausreichenden Geldmittel für den Kauf der Firma. Nur mit finanzieller Unterstützung der Dorfbewohner konnte er sich die Firma kaufen und hiermit ein großes Vermögen erreichen.

Obwohl er nur den mittleren Schulabschluss gemacht hatte, beschäftigte er nur spezialisierte Ingenieure bei seiner Firma und zahlte ihnen viel Geld. Außerdem erforschte er selbst die Verfahren der Bohrtechnik und entwickelte neue Methoden. Das mit Erdölgeldern aufgebaute Vermögen machte ihn bald zu einem bewunderten Erdölmagnaten. Neben all dem Erfolg wurde er jedoch von einem Unglück heimgesucht. Seine zwei Töchter erlagen einer tödlichen Krankheit, als er im Ausland war. Nach der Rückkehr von der Reise konnte er den Schmerz der Trauer nicht aushalten, und die Tragödie begleitete ihn sein ganzes Leben lang. Die Schuld am Tod der Töchter gab er seiner Frau und trennte sich von ihr.

Nach einem solchen Schicksalsschlag hätte er nie gedacht dass, er eine zweite Beziehung eingehen könnte. Eines Tages, als er in Wladikawkas war, verliebte sich in die mittlere Tochter eines Generals ossetischer Herkunft.  Trotz des Altersunterschieds zwischen ihnen erlebt er den zweiten Frühling seines Lebens mit ihr.  Bei ihrem Venedig-Besuch kann Lisa ihre Begeisterung für ein Gebäude nicht unterdrücken, das sie durch seine Schönheit beeindruckte. Und kaum in Baku angekommen, will Buchtarov seine Verliebte mit dem „Palast der Freude" überraschen und beauftragte sofort jemanden, den Entwurf des Gebäudes nach Aserbaidschan zu bringen. Und kurz später wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Das Gebäude wollte man erst in der heutigen Istiglaliyyet-Straße errichten. Der Besitzer wollte jedoch für kein Geld der Welt das Grundstück verkaufen. Daher wurde es an seiner heutigen Stelle, in der Murtusa-Muchtarov-Straße, aufgebaut. Und in kürzester Zeit entstand da ein prachtvolles Gebäude. Davon wusste Lisa jedoch nichts. Erst nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen waren, täuschte er seiner Frau eine Stadtrundfahrt mit der Kutsche vor und zeigte ihr den Palast.  

Der Forscher Saur Aliyev hat einen ausführlichen Artikel darüber erstellt. Im Artikel heißt es:

„Die Bauarbeiten am Gebäude sind 1912 abgeschlossen. Eines Tages täuschte Muchtarov seiner Frau Lisa eine Stadtrundfahrt mit der Kutsche vor und fuhr sie zum Palast. Und sie war fast außer sich, als sie wusste, dass Muchtarov den Palast als Geschenk für sie errichten lassen hat.

Lisa war die mittlere Tochter des Generals Tuganon und wurde 1865 in Wladikawkas geboren. Ihre Eltern stammten aus einer bekannten adligen Familie. Sie lernten sich in Wladikawkas kennen und heirateten auch dort.  

Die Innenausstattung des Palastes ist sehr reich und kunstvoll. Jeder Pfeiler und Bogen, Fenster und Türen sind einzigartig. Der Architekt Ploschko entwarf den Bau im Stil der französischen Gotik. Der Palast wurde trotzdem vom Bauunternehmen „Qasımov qardaşları" errichtet. Nach der Eroberung Aserbaidschans durch Bolschewiki wurde er in „Ali-Bayramov-Frauenverein" umbenannt. Und später wurde der Palast ins Museum umgesetzt. Und lange Zeit befand sich auch das Standesamt in diesem Gebäude.

Während der Bauarbeiten kam es indessen zu einem tödlichen Unfall. Der Auftragnehmer Hadschi Imran Gasimov stürzte beim Aufstellen einer Soldatenstatue vom Balkon zu Boden und kam ums Leben. Da seine Frau die Trauer nicht ertragen konnte, nahm sie sich zwei Wochen später das Leben.

Der Bakuer Millionär wohnte bis 1920 im Palast. Nach seinem Tod wohnte aber Lisa im Keller eines Nachbarhauses. Sie wurde ständig von Bolschewiki verfolgt. Und deswegen besorgte sie sich falsche Heiratsurkunde und floh in die Türkei. Dort hatte sie leider aber kein Glück. Ihre Gefährten betrogen sie und nahmen ihr alles weg. Von dort fuhr sie weiter nach Frankreich und starb 1950 in Marseille.  Ihr Grab ist aber bis heute unbekannt."   

 

 

 

 

 

 

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