Gebetsort für Zoroastrier

Gebetsort für Zoroastrier

Was verband den weltberühmten Chemiker mit dem Feuertempel?

Beim Betreten des Tores fühlt sich so an, als bewege man sich unwillkürlich durch die Spuren des Zarathustra. Das tausende Jahre alte menschliche Gedächtnissystem erkennt die Spuren und führt uns selbst zum Feuertempel, der im 2.-3. Jahrhundert als Gebetsort für gläubige Zoroastrier errichtet wurde. Der Tempel besitzt einzigartig mysteriöse und magische Kräfte und jeder Stein ist Zeuge einer vergangenen Zeit.

Zurzeit leben ca.500 Zoroastrier in Aserbaidschan. Weltweit wird die Anzahl der Zoroastrier auf 200 000 geschätzt. Der größte Teil von ihnen lebt dennoch im Iran und Indien. Jedes Jahr kommen viele Zoroastrier am Nowruz-Fest hierher, verrichten ihre Gebete im zentralen Gebetsraum ums Feuer und vergeben Almosen an Früchten. Wie auch in Avesta dargestellt, wurden die Äpfel und Birnen von Anhängern des Zarathustra für heilig gehalten.

An den Wänden des Tempels finden sich 19 indische und 1 persische Inschriften. Die Inschriften weisen drauf hin, dass der Tempel von einem reichen Händler errichtet wurde. Ich will Sie davon in Kenntnis setzen, dass Zoroastrier öfter mit Feueranbetern verwechselt werden. Es besteht jedoch ein erheblicher Unterschied zwischen Zoroastriern und Feueranbetern. Zoroastrier glauben, dass das Feuer ein Verbindungmittel zwischen Gott und den Menschen sei, und daher halten sie es für heilig. Feueranbeter behaupten aber dagegen, das Feuer sei selbst der Gott.

Die meisten Tempel-Besucher waren reiche indische Händler. Sie glaubten, sie kämen direkt ins Paradies, indem sie ihre letzten Tage im Tempel verbrachten und da starben. Daher suchten sich viele bekannte indische Emire den Feuertempel im Dorf Surachani als den Ort des Hinscheidens ins Paradies aus.

In der Nähe des Feuertempels liegt das Dorf Emirdschan. Der Name nimmt seinen Ursprung nämlich vom Wort Emir. Vom langen Weg ermüdet, machten reiche Emire in Emirdschan Halt und reinigten sich, bevor sie sich nach dem Tempel begaben. Daher wird angenommen, der Name des Dorfes leite sich vom Wort Emir her.

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas und der bekannte russische Gelehrte Dmitriy Mendeleyew waren auch im Tempel. In Briefen an ihre Familien beschrieben sie Einzigartigkeit des Ortes. Dmitriy Mendeleyew gilt als einer der Gründer der modernen Chemie. Im Anschluss an den Aufbau einer Kerosin-Fabrik war er 1855 in Baku und besuchte hiermit den Feuertempel. Die Fabrik lag hinter dem Tempel. Um die effiziente Verwendung von Erdölressourcen sicherzustellen, führte er Beratung bei der Fabrik durch. Die Wohnung und das Labor von Mendeleyew in der Nähe des Tempels wurden aber leider später abgerissen. Von der Kerosin-Fabrik sind auch nur Erinnerungen zurückgeblieben. Es wird erzählt, die Anordnung der Elemente sei Mendeleyew im Traum erschienen. Und danach hat er das Periodensystem aufgestellt. Ich frage meine Reiseführerin, ob die mystische Kraft des Tempels dabei eine Rolle gespielt haben könnte und ob er selbst in Baku war, als ihm sowas im Traum erschienen war. Die Antwort war selbstverständlich nein. Kann sein, dass der bekannte Chemiker seine Erfindung nur mit seiner Heimat verbinden wollte.  

 „Jedes Jahr finden im Feuertempel Nowruz-Zeremonien statt. Dabei wird die Nowruz-Fackel entzündet und die Flamme wird vom Tempel in die Altstadt mitgebracht. Außerdem wurde die Fackel der ersten Europäischen Spiele dort entfacht. Unabhängig davon, in welchem Land die Spiele stattfinden, wird die Fackel der europäischen Spiele jedes Jahr nur im Tempel entfacht sein", erzählte uns ein Tempelangestellter.

Besonders viele Menschen kommen an Nowruz hierher. Die meisten Gäste kommen jedoch aus dem Iran und Indien. Unter ihnen sind auch viele Zoroastrier. Sie kommen erst zur zentralen Gebetsstätte im Hof des Tempels, dort beten und geben sie Almosen an Früchten.

Die Gebäcke Schäkerbura, Baklava und Gogal, die wir an Nowruz unseren Gästen servieren, sind auch mit dem Zoroastrismus verbunden. Neben dem Feuer hielten die Anhänger des Zarathustra auch die Sonne und andere Himmelsobjekte für heilig. Daher werden die Gebäcke in Form der Himmelsobjekte zubereitet.   

 

Elmin NURİ

 

 

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